Deutsch Intern
THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

2007

Hoher Besuch von der Uni Kinshasa

Die Besucher aus der Demokratischen Republik Kongo hatten ein originelles Gastgeschenk von der Universität Kinshasa im Gepäck: ein in Handarbeit aus kongolesischem Kupfer gemeißeltes Portrait von Universitätspräsident Axel Haase. Die Professoren Virima Mudogo, Vizepräsident der Uni Kinshasa, und Dibungi Kalenda, Leiter des dortigen Departments für Pharmazeutische Biologie, überreichten es ihm bei einem Besuch in seinem Büro. Das in Holz gerahmte Kupferrelief trägt die Inschrift „Vive le Partenariat entre L’Université de WÜRZBURG et l’UNIKIN“ (Es lebe die Partnerschaft zwischen den Universitäten Würzburg und Kinshasa).

Die beiden Wissenschaftler aus Afrika sind derzeit zu Gast beim Sprecher des Sonderforschungsbereichs 630 (Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten), Professor Gerhard Bringmann, am Institut für Organische Chemie. Ausgangspunkt dieser immer engeren und aktiveren Zusammenarbeit, die im Jahr 2003 durch einen Partnerschaftsvertrag zwischen den Universitäten Kinshasa und Würzburg auch formal begründet wurde, ist die Kooperation zwischen Mudogo, der in Würzburg studiert und promoviert hat, und Bringmann. Gemeinsam suchen sie – seit 2005 zusammen mit Kalenda – nach neuen Naturstoffen aus kongolesischen Heilpflanzen. Die so entdeckten Substanzen haben nicht nur spannende chemische Strukturen, sondern sind auch aussichtsreiche Kandidaten für die Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen tropische Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Malaria. So entstanden inzwischen einige gemeinsame Publikationen auf diesem Gebiet. Ein weiterer Meilenstein dieser fruchtbaren Zusammenarbeit ist ein soeben erteiltes erstes gemeinsames Patent.

Seit langem aber geht es längst nicht mehr nur um wissenschaftliche Forschung, sondern um die Weiterentwicklung der Universität Kinshasa, die einst die wohl renommierteste in Afrika war, dann aber durch Diktatur und Bürgerkrieg schweren Schaden genommen hat. Zu den gemeinsamen Aktivitäten gehören die Organisation der ersten chemisch-pharmazeutischen Tagung in Kinshasa im Jahr 2005 (die nächste ist für 2009 geplant), die Sammlung von Fachbüchern für die Uni Kinshasa (jüngst fand die dritte Sammlung statt; insgesamt kamen bislang circa 25 Tonnen Bücher zusammen) und das Abhalten von gemeinsamen Vorlesungszyklen und Seminaren in Kinshasa.

Mit dem Würzburger Universitätspräsidenten vereinbarten Bringmann und die Gäste aus Kinshasa nun weitere Schritte zum Ausbau der Zusammenarbeit. Dazu gehört der Aufbau eines vorerst überwiegend privat finanzierten Fördersystems, für das in den kommenden Wochen die ersten kongolesischen Studierenden als Stipendiaten ausgewählt werden sollen. In der Pilotphase wird das System zunächst modellhaft für die Fächer Chemie und Pharmazie entstehen. Außerdem streben die Partner eine Kooperation zwischen kongolesischen und deutschen Gymnasien an sowie die Förderung einfacher Projekte in Dörfern in der Nähe der Uni Kinshasa, zum Beispiel ein Bienenprojekt mit dem Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasium.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, T (0931) 888-5323, bringmann@chemie.uni-wuerzburg.de

 

Quelle: UNI Intern, Ausgabe 46, 18.12.2007

Chemie-Symposium der Studierenden Mainfrankens (SyStM)

Merck-Posterpreis für Andreas Irmer und Stefan Rüdenauer für die Präsentation der Biosynthese der Naphthylisochinolin-Alkaloide

Dipl.-Biologe Andreas Irmer und Dipl.-Chemiker Stefan Rüdenauer (beide aus dem Arbeitskreis von Prof. G. Bringmann, Lehrstuhl für Organische Chemie I) erhielten beim ersten Chemie-Symposium der Studierenden Mainfrankens (Chem-SyStM) den mit 100 Euro dotierten Posterpreis der Firma Merck für die beste Präsentation. Das Poster stellt ihre Arbeiten zur Biosynthese der Naphthylisochinolin-Alkaloide vor, also den chemischen Weg, auf dem diese anti-infektiven Wirkstoffe von Pflanzen produziert werden. Bei den Pflanzen handelt es sich um außergewöhnliche tropische Lianen, die in Würzburg erstmals erfolgreich kultiviert wurden. Weiterhin am Poster beteiligt waren Dr. J. Mutanyatta-Comar, Dr. T. Noll, Dipl.-Chemiker C. Albert und Prof. G. Bringmann.

Artikel in der Mainpost vom 19.12.2007

Kooperationsforum von "Bayern Innovativ" in Würzburg

Der Artikel "Kleine Biotech-Firmen als Vermittler" erschienen in der Mainpost Ausgabe 268 vom 21.11.2007 berichtet vom Kooperationsforum "Drug Development: Targets, Technologies, Strategies" der Bayern Innovativ GmbH

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Angekommen: Die Bücher für den Kongo

Große Freude an der Universität Kinshasa: Nach fast dreimonatiger Reise sind die über 25 Tonnen Bücher, die Anfang August von der Uni Würzburg in den Kongo geschickt worden waren, nun auf dem Campusgelände angekommen. Die Bücher stammen aus zahlreichen Spenden, die der Naturstoffchemiker Professor Gerhard Bringmann den Sommer über gesammelt hat.

Noch sind die Regale in der großen Universitätsbibliothek in Kinshasa weitgehend leer; trotzdem herrscht dort momentan emsige Betriebsamkeit: Die Mitarbeiter sind eifrig damit beschäftigt, den Inhalt des Würzburger Containers zu sortieren, katalogisieren und elektronisch inventarisieren. Schließlich sollen die Bücher und Zeitschriften nicht nur den Studierenden und Lehrenden an der Universität Kinshasa selbst zugute kommen, sondern auch allen anderen Universitäten in der Demokratischen Republik Kongo und in den Nachbarländern.

"Die derzeit bestbestückte Universität in Zentralafrika"

In einer kleinen Feierstunde äußerte der Rektor der Universität Kinshasa, Professor Bernard Lututala, seine Freude darüber, dass seine Universität mit dieser Buchspende nun im naturwissenschaftlichen Sektor viel besser ausgestattet sei als bislang – vermutlich die „derzeit bestbestückte Universität in Zentralafrika“ überhaupt. In seinen Dank schloss er vor allem Gerhard Bringmann ein, der diese Bücher zusammengetragen hatte, aber auch den Präsidenten der Uni Würzburg, Professor Axel Haase, der selbst ein paar seiner Physikbücher gespendet hatte.

Dass diese tonnenschwere Büchersendung den weiten Weg von Würzburg über das Meer und schließlich durch den Dschungel der Bürokratie gefunden hat, sei vor allem der guten Vorarbeit der Professoren vor Ort im Kongo zu verdanken, aber auch der Unterstützung durch die Würzburger Geographische Gesellschaft und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, sagt Bringmann.

Und die nächste Buchsammlung läuft schon wieder: Im Keller des Instituts für Organische Chemie hat Bringmann mit seinen Helfern erneut zwei bis drei Tonnen Fachbücher zusammengetragen – „weitere Anfragen und Zusagen sind in der Pipeline“, so der Chemiker. In Zukunft will Bringmann auch Laborgeräte und Computerausrüstungen sammeln.

Stipendiensystem für kongolesische Studierende

Zudem ist er derzeit dabei, ein Stipendiensystem aufzubauen. Dieses soll es besonders begabten (und bedürftigen) kongolesischen Studenten ermöglichen, erfolgreich und zügig zu studieren. Auf diese Weise sollen sie die Chance erhalten, sich für einen Auslandsaufenthalt zu qualifizieren, um dann als potenzielle Hochschullehrer an die Uni Kinshasa zurückkehren zu können. „Wir wollen auf diese Weise den Teufelskreis, für den der Bürgerkrieg und andere ungünstige Umstände verantwortlich sind, an der Uni Kinshasa durchbrechen“, erklärte Bringmann.

Weitere Impulse für diese zunehmend erfolgreiche Kooperation zwischen den Universitäten in Kinshasa und Würzburg erwartet der Naturstoffchemiker von einem mehrwöchigen Forschungs- und Kooperationsbesuch der beiden Professoren Virima Mudogo, Vizepräsident der Uni Kinshasa, und Dibungi Kalenda, Leiter des Departments Pharmazie, Anfang Dezember. Beide Wissenschaftler kommen auf Einladung des Sonderforschungsbereichs 630 „Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“, dessen Sprecher Bringmann ist. Dabei sind auch erste Kontakte mit Würzburger Gymnasien geplant, so zum Beispiel mit Studienrat Bert Eitschberger vom Friedrich-König-Gymnasium.

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Daniel Götz erhält Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes

Für sein Dissertationsprojekt mit dem Arbeitstitel ’Stereoselektive Synthese axial-chiraler monomerer und dimerer Porphyrin-Derivate mittels des Lacton-Konzepts’ erhält Dipl.-Chem. Daniel Götz ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Laut ihrer Satzung fördert die Studienstiftung "die Hochschulbildung junger Menschen, deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung und deren Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienst der Allgemeinheit erwarten lassen."

 

Arznei aus dem Urwald

Die Haken, mit denen sie sich an mächtigen Urwaldriesen empor hangeln, geben ihnen die zungenbrecherischen Namen: Ancistrocladaceae und Dioncophyllaceae, zu Deutsch Hakenast-Gewächse und Zwei-Krallenblatt-Gewächse.

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Klaus-Grohe-Preis für Medizinische Chemie an Tanja Gulder

Der diesjährige Klaus-Grohe-Preis für Medizinische Chemie/Wirkstoffforschung der Klaus-Grohe-Stiftung geht in unseren Arbeitskreis. Dipl.-Chem. Tanja Gulder erhielt den Preis "in Anerkennung ihrer Leistungen auf dem Gebiet der Organischen und Medizinischen Chemie. Mit ihren Arbeiten hat sie durch die erstmalige Synthese von N,C-gekuppelten Naphthylisochinolin-Alkaloiden sowie Studien zu deren Wirkmechanismus einen maßgeblichen Beitrag zur Erschießung des antiinfektiven Potenzials dieser Naturstoffe geleistet. Die Preisverleihung fand im Rahmen des GDCh-Wissenschaftsforums im September in Ulm statt.

Degussa Stiftung fördert Daniel Götz mit einem Promotionsstipendium

Dipl.-Chem. Daniel Götz wird seit August 2007 durch ein Promotionsstipendium der Degussa-Stiftung gefördert. Die Degussa-Stiftung unterstützt gemäß ihrer Satzung Studierende, "die durch exzellente Studienleistungen und außergewöhnliche Forschungs-vorhaben auf sich aufmerksam machen."

 

Tonnenweise Literatur für den Kongo

Ein großer Überseecontainer, zwölf Meter lang und versiegelt, geht vom Würzburger Universitätscampus auf eine weite Reise. Beladen ist er mit über 20.000 Büchern und Fachzeitschriften, verpackt in 520 Umzugskartons auf 24 Paletten – Gesamtgewicht 25 Tonnen! Ziel ist der Seehafen Matadi an der Mündung des zentralafrikanischen Flusses Kongo. Von dort reist die Literatur aus Würzburg per Lastwagen weiter in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa, in die frisch renovierte Bibliothek der Universität.

Beladen wurde der Container am Institut für Organische Chemie. Dort hatte Professor Gerhard Bringmann die Literaturspenden gesammelt und verpacken lassen. Auch Universitätspräsident Axel Haase steuerte einige Bücher bei, um auf diese Weise auch Bringmanns Engagement für die afrikanische Hochschule zu würdigen. Seine Spende überbrachte er persönlich vor Ort, als die Bücher verladen wurden.

2003 hatte Bringmann einen Kooperationsvertrag mit der Uni Kinshasa initiiert, 2005 überreichte er dort am Rande der von ihm organisierten ersten Chemietagung 366 Bücher als Spende. 2006 dann, bei der 50-Jahrfeier der Uni Kinshasa, waren es schon 1.336 Bücher, die Bringmann mitbrachte. Und nun also 25 Tonnen! Der Professor dankt unter anderem der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Max-Planck-Gesellschaft sowie den vielen weiteren Spendern aus der Uni Würzburg, vor allem aus der Neurologischen Klinik und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie. Sein Dank geht auch an die Würzburger Geographische Gesellschaft für die organisatorische Hilfe, an die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) für die finanzielle Unterstützung und an den Technischen Betrieb der Universität, insbesondere an Markus Braun und Matthias Fromm aus der Werkstatt der Organischen Chemie für ihre tatkräftige Hilfe.

Wo genau die Reise hingeht? Kinshasa ist die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. An der dortigen Universität wurde jüngst die große Bibliothek renoviert: „Blitzblanke neue Regale – und noch leer bis auf wenige schon vorhandene Bücher und jene, die wir in den vergangenen Jahren gesammelt haben“, so Bringmann. Durch die erneute Spende werde Kinshasa künftig die größte Fachbibliothek in Zentralafrika haben.

Die Professoren Virima Mudogo (Vizepräsident), Dibungi Kalenda (Leiter des Departments für Pharmazie) und Okuma Kasende (Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät) von der Uni Kinshasa – sie alle waren des Öfteren zu Gast an der Uni Würzburg und sind Kooperationspartner des hiesigen Sonderforschungsbereichs 630 (Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten) – haben angekündigt, dass die vielen Bücher gewissenhaft geordnet, inventarisiert und in einer großen Datenbank registriert werden. Dadurch stehen sie auch den anderen kongolesischen Universitäten zur Verfügung, außerdem den Universitäten der Nachbarländer.

So sollen die Bücher zum Beispiel auch Wissenschaftlern an der Universität Kampala in Uganda zugänglich werden, mit denen derzeit ein Forschungsnetzwerk Würzburg-Kinshasa-Kampala-Paris aufgebaut wird. Dabei geht es um die Erforschung und Nutzbarmachung der „Volksmedizin“ von Schimpansen und Bonobos. Auch bei der für 2009 geplanten großen panafrikanischen Naturstoffchemie-Tagung in Kinshasa sollen die Bücher genutzt werden. Bringmann kündigte an, in den kommenden Jahren weitere Büchersammlungen zu organisieren.

Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, T (0931) 888-5323, bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

Paul-J.-Scheuer-Preis an Prof. Dr. Dr. h.c. Bringmann

in der Mainpost Nr. 153/2007

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und in "Die Naturheilkunde", Heft 4/2007, S.36-37

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Medizin aus dem Meer

Sorbicillacton A, ein Naturstoff mit hoher Wirksamkeit gegen Leukämiezellen

Die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt hat dem Würzburger Naturstoffchemiker Gerhard Bringmann den Paul-J.-Scheuer-Preis für Marine Biotechnologie verliehen. Bringmann teilt sich den Preis mit dem Kieler Mikrobiologen Johannes F. Imhoff und dem Molekularbiologen Werner E.G. Müller von der Universität Mainz. Die Drei erhielten die Auszeichnung für ihre hervorragenden gemeinsamen wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der marinen Natur- und Wirkstoffforschung.

Die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt hat dem Würzburger Naturstoffchemiker Gerhard Bringmann den Paul-J.-Scheuer-Preis für Marine Biotechnologie verliehen. Bringmann teilt sich den Preis mit dem Kieler Mikrobiologen Johannes F. Imhoff und dem Molekularbiologen Werner E.G. Müller von der Universität Mainz. Die Drei erhielten die Auszeichnung für ihre hervorragenden gemeinsamen wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der marinen Natur- und Wirkstoffforschung.
Was hat ein Schwamm mit einem an Leukämie erkrankten Patienten zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Erst wenn  man den Meeresbewohner genauer unter die Lupe nimmt, findet sich das verbindende Glied: „Im Meer lebende Schwämme sind für die moderne Biotechnologie von herausragender Bedeutung“, sagt Gerhard Bringmann, Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie I der Universität Würzburg. Was die Tiere – denn dazu zählen Schwämme – für einen Naturstoffchemiker so interessant macht, ist ihr besonderes Abwehrsystem. „Bis zu sechs Milliarden Bakterien können Schwämme täglich durch ihren Körper filtrieren“, erklärt Bringmann. Damit diese Bakterien sich nicht als Krankheitserreger betätigen können, haben die Schwämme zum einen ein sehr effizientes Immunsystem entwickelt, zum anderen produzieren sie auch bestimmte chemische Substanzen, so genannte Sekundärmetabolite, mit denen sie sich gezielt gegen Mikroorganismen und größere Fraßfeinde zur Wehr setzen können. Darüber hinaus bilden Mikroorganismen, die in den Schwämmen leben, ebenfalls potente Abwehrstoffe gegen giftige Bakterien und Pilze.

„Solche Naturstoffe aus Schwämmen und assoziierten Mikroorganismen bieten somit große Chancen für neue potenzielle Arzneistoffe“, sagt Bringmann. Welche Stoffe das sind, und welches Potenzial in ihnen steckt, das untersuchen die Mitglieder des Deutschen Exzellenz-Zentrums „Marine Schwämme - BIOTECmarin“, zu denen die jetzt ausgezeichneten Forscher gehören. Sie identifizieren, isolieren, untersuchen und testen die Substanzen, die sie in Schwämmen entdecken, auf ihre biologischen Aktivitäten. Erweist sich der Stoff als vielversprechend, optimieren die Wissenschaftler ihn im Hinblick auf seine pharmakologischen Eigenschaften und suchen nach Verfahren, ihn in größeren Mengen herzustellen.

Der erste neuartige Sekundärmetabolit, der in diesem interdisziplinären Forschungsverbund gefunden wurde, ist das Sorbicillacton A. „Es handelt sich um einen chemisch und biosynthetisch beispiellosen und vor allem pharmakologisch aussichtsreichen Naturstoff, der sich besonders durch eine hohe Wirksamkeit gegenüber Leukämiezellen auszeichnet“, sagt Bringmann. Entdeckt haben den Wirkstoff und sein pharmazeutisches Potenzial die drei Forscher dank einer einzigartigen interdisziplinären Zusammenarbeit.

Im Labor von Gerhard Bringmann wurde die Substanz entdeckt und ihre neuartige Struktur aufgeklärt. Werner E.G. Müller erkannte ihre hohe antileukämische Wirkung bei zugleich geringer Toxizität, und Johannes F. Imhoff vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel entwickelte Verfahren, mit denen sich Sorbicillacton A im 100-Gramm-Maßstab und darüber hinaus herstellen lässt. Schließlich wurde in enger Kooperation der Würzburger und der Kieler Arbeitsgruppen auch noch die Biosynthese des Wirkstoffs aufgeklärt, also der chemische Weg, auf dem die lebenden Organismen die Substanz produzieren. „So wurde mit Sorbicillacton A ein strukturell neuartiger und pharmakologisch viel versprechender Naturstoff aufgefunden, der sich durch eine hohe spezifische Wirksamkeit gegenüber Leukämiezellen auszeichnet“, heißt es in der Laudatio zur Preisverleihung.

Inzwischen haben sich die Wissenschaftler den weltweiten Patentschutz für diesen Wirkstoff gesichert; erste präklinische Untersuchungen konnten sie bereits erfolgreich abschließen. Und so loben die Juroren die drei Preisträger: „Den drei Wissenschaftlern gebührt das Verdienst, mit Sorbicillacton A einen strukturell einzigartigen neuen Wirkstoff aus dem Meer und zugleich ein potenzielles neues Anti-Leukämiemittel mit einer möglichen klinischen Anwendung aufgefunden zu haben“.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Bringmann, Tel: (0931) 888-5323; E-Mail: bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

Aus Uni-Intern, Ausgabe 26 vom 03. Juli 2007

Neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten auf der Spur

Malaria, Schlafkrankheit, Leishmaniose, Legionärskrankheit

Rund 80 junge Wissenschaftler aus Chemie, Pharmazie, Physik, Biologie und Medizin kamen am 28. und 29. Juni in der Bildungsstätte „Benediktushöhe“ in Zellingen-Retzbach zum dritten gemeinsamen Doktorandensymposium des Würzburger Sonderforschungsbereichs (SFB) 630 – Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten – und des Heidelberger SFB 544 – Kontrolle tropischer Infektionskrankheiten – zusammen. Das Treffen wurde von den Doktoranden selbst organisiert.

Die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten ist von zunehmender Bedeutung, denn diese sind mit einem Anteil von ca. 30 Prozent aller Todesfälle nach wie vor die wichtigste Todesursache weltweit. Neben der wachsenden Resistenz vieler Krankheitserreger gegen altbewährte Medikamente kommen heute ständig neue Krankheiten hinzu, wie beispielsweise das Ebola-Fieber oder die Vogelgrippe. Infektionen sind gerade in tropischen – und damit oft armen – Ländern ein großes Problem.

Im Vordergrund der Tagung standen daher neue Wirkstoffe aus Syntheselabor und Natur gegen Tropenkrankheiten wie Malaria, die afrikanische Schlafkrankheit oder die Leishmaniose – eine Parasiteninfektion, die durch Mücken übertragen wird. Aber auch mikrobielle Infektionen durch sonst meist harmlose Hefen wie Candida albicans oder durch Erreger der Legionärskrankheit wurden diskutiert, sowie auch die Aufklärung möglicher Resistenzmechanismen und die Untersuchung gefälschter Arzneimittel auf afrikanischen Märkten.

Einen besonderen Akzent erhielt die Tagung durch den Abendvortrag von Professor Klaus Fleischer, dem langjährigen Leiter der Tropenmedizinischen Abteilung der Missionsärztlichen Klinik. Er berichtete über Geschichte und Entwicklung von Infektionskrankheiten in Zeiten der Globalisierung und über seine eigenen Erfahrungen als praktizierender Arzt in Afrika.

In ihren Grußworten unterstrichen der Präsident der Uni Würzburg, Professor Axel Haase, der Bürgermeister der Stadt Würzburg, Adolf Bauer, der Sprecher des Würzburger SFBs, Professor Gerhard Bringmann, und, als Vertreter des Heidelberger SFBs, Professor Heiner Schirmer die drängende Problematik der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten. Sie lobten die gute Organisation durch die Studenten unter Leitung des Diplomchemikers Martin Mikyna.

Sonderforschungsbereiche wie der SFB 630 und der SFB 544, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, sind längerfristige interdisziplinäre Forschungsverbünde, die drängende wissenschaftliche Probleme bearbeiten – hier die Infektionskrankheiten. Den Doktoranden wird dabei Gelegenheit zur forscherischen Qualifikation und zum Kennenlernen moderner Konzepte und Methoden gegeben, beispielsweise von bildgebenden Verfahren zur Darstellung von Infektionsvorgängen.

In Retzbach konnten die Doktoranden nützliche Erfahrungen sammeln – wissenschaftlich, aber auch organisatorisch – und zahlreiche neue Kontakte knüpfen und Kooperationen vereinbaren. Die Voraussetzung dafür, diese in die Tat umzusetzen, ist günstig, denn der SFB 630 wurde soeben um weitere vier Jahre verlängert. In der neuen Förderperiode soll es weitere solcher Doktoranden-Symposien geben.

Aus Uni-Intern, Ausgabe 26 vom 03. Juli 2007

Das medizinische Wissen der Menschenaffen nutzen

Professor Dibungi Kalenda von der Universität Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) hält sich derzeit zu einem fünfwöchigen Forschungsaufenthalt am Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg auf. Er folgt damit einer Einladung des Sonderforschungsbereichs 630 „Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“. Gemeinsam mit dem Würzburger Naturstoffchemiker Prof. Gerhard Bringmann, dem Sprecher des SFB 630, sucht er nach Wirkstoffen aus der Natur gegen Infektionskrankheiten wie Malaria, Leishmaniose, Bilharziose und die Afrikanische Schlafkrankheit.

Die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Krebs oder Infektionskrankheiten wie Malaria hat Forscher schon seit längerem in den tropischen Regenwald geführt. In der Vielfalt der Pflanzenwelt dort vermuten sie bislang unbekannte Substanzen, die bei der Bekämpfung dieser Krankheiten hilfreich sein könnten. Diesen Weg hat auch der Sonderforschungsbereich 630 an der Universität Würzburg eingeschlagen. Aus der Zusammenarbeit hiesiger Naturstoffchemiker um Gerhard Bringmann mit Kollegen in Afrika sind bereits mehrere hochaktive Wirkstoffe aus kongolesischen Pflanzen hervorgegangen.

Als besonders erfolgversprechende Strategie bei der Suche nach aussichtsreichen Pflanzen hat es sich erwiesen, Hinweisen aus der Volksmedizin nachzugehen. Prof. Dibungi Kalenda geht in seinen Arbeiten allerdings noch einen Schritt weiter: Er nutzt Beobachtungen an Menschenaffen, insbesondere an Bonobos, die dem Menschen noch näher verwandt sind als Schimpansen, und untersucht jene Kräuter, die die Tiere zur Selbstbehandlung verwenden, und analysiert die in diesen Pflanzen vorkommenden Wirkstoffe.

Dabei unterstützen ihn die Würzburger Naturstoffchemiker. Die im Jahr 2003 durch einen Partnerschaftsvertrag zwischen den Universitäten Kinshasa und Würzburg auch formal begründete Kooperation erhält damit neue Impulse. Nach mehrmaligen Besuchen von Professor Virima Mudogo, der in Würzburg studiert hat und heute Vizepräsident der Uni Kinshasa ist, und von Professor Okuma Kasende, dem Dekan der dortigen naturwissenschaftlichen Fakultät, ist Kalenda, der Leiter des Fachbereichs Medizinische Chemie und Pharmazeutische Biologie der Uni Kinshasa, der dritte wichtige Kooperationspartner, der die Uni Würzburg besucht.

Neben Mudogo und Kasende ist auch Kalenda in dieser Zusammenarbeit sehr engagiert. Er leitet außerdem das neu gegründete Forschungsnetz der Demokratischen Republik Kongo, das demnächst die sieben kongolesischen Universitäten miteinander verbinden wird.

Im Gespräch mit dem Präsidenten der Uni Würzburg, Professor Axel Haase, wurden nun weitere Schritte zum Ausbau dieser fruchtbaren Zusammenarbeit besprochen und vereinbart. Dass diese Kooperation lebt und gut funktioniert, hat sich in vielen Beispielen gezeigt. So haben Bringmann, Mudogo, Kasende und Kalenda im Jahre 2005 die erste chemisch-pharmazeutische Tagung in Kinshasa gemeinsam organisiert und durchgeführt; regelmäßig sammelt Bringmann Fachbücher für die Uni Kinshasa – zur Zeit läuft bereits die dritte Aktion dieser Art. Rund 20 Tonnen Literatur liegen gerade im Keller des Würzburger Instituts und warten auf ihren Transport nach Kinshasa. Darüber hinaus halten die Vier gemeinsam Vorlesungszyklen und Seminare während der Besuche von Bringmann in Kinshasa ab.

Diese Kooperation soll nun auch über die chemisch-pharmazeutischen Wissenschaften hinaus ausgeweitet werden.

Aus Uni-Intern, Ausgabe 24 vom 19. Juni 2007