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Institut für Anorganische Chemie

Prof. Dr. Holger Braunschweig erhält den Leibniz-Preis

04.12.2008

Der Anorganische Chemiker Holger Braunschweig ist neuer Leibniz-Preisträger an der Universität Würzburg. In den kommenden sieben Jahren wird er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG bis zu 2,5 Millionen Euro erhalten, um seine Forschungsarbeiten voranzutreiben. Braunschweig arbeitet auf einem Gebiet, von dem er selbst sagt, „dass es sehr grundlagenorientiert ist“. Umso mehr freue es ihn, dass ihm die DFG den Preis zuerkannt hat.

Das Element Bor gezähmt

 

„Das Geschick und die Geduld, mit der er das nahezu unbekannte und als überaus schwierig angesehene Gebiet bewältigte, trug ihm weltweite Anerkennung und nun den Leibniz-Preis ein. Besonders wegweisend sind die Arbeiten, mit denen Braunschweig das Element Bor durch die Verbindung mit Metallen gleichsam ‚gezähmt‘ hat. Auf diese Weise wurden neue Moleküle erzeugt, denen wiederum neue Eigenschaften gegeben wurden, von denen zu erwarten ist, dass sie die Katalyse und Materialwissenschaften nachhaltig befruchten“, schreibt die DFG in ihrer Laudatio.

Insgesamt hat die DFG heute eine Wissenschaftlerin und zehn Wissenschaftler mit dem Leibnizpreis ausgezeichnet. 141 Vorschläge hatte es insgesamt gegeben. Aus Bayern ist Braunschweig der einzige Preisträger.

Eine völlig neue Substanzklasse

Braunschweig ist seit Oktober 2002 Inhaber des Lehrstuhls II für Anorganische Chemie der Universität Würzburg. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt im Bereich der metall- und element-organischen Chemie; Braunschweig konzentriert sich dabei insbesondere auf die Untersuchung von Übergangsmetallkomplexen mit Bor-zentrierten Liganden. Dieses Forschungsgebiet ist hoch aktuell und wird von zahlreichen Forschergruppen in England, Frankreich, USA und Japan bearbeitet.

„Wir betreiben hier Grundlagenforschung an neuen Substanzklassen, den so genannten Borylenkomplexen, die wir erst durch unsere Arbeiten zugänglich gemacht haben“, sagt Braunschweig. Tatsächlich ist über die Stoffe bisher so wenig bekannt, dass sich zurzeit noch keine konkreten Anwendungsbereiche abzeichnen.

Ein Wissenschaftler von höchster internationaler Sichtbarkeit

Durch seine grundlegenden Arbeiten zu Borylenkomplexen hat Braunschweig in diesem Feld seit rund zehn Jahren immer wieder Meilensteine gesetzt und damit deren Entwicklung maßgeblich vorangetrieben. Die von ihm und seiner Gruppe erstmals realisierten Substanzklassen haben mittlerweile Erwähnung in führenden Lehrbüchern gefunden und gehören vielerorts zum Lehrstoff des Chemie-Hauptstudiums.

Mit seinen Arbeiten hat sich Braunschweig in den vergangenen Jahren als Wissenschaftler von höchster internationaler Sichtbarkeit etabliert. Seine Publikationsliste umfasst rund 160 Arbeiten in überwiegend hochkarätigen Fachzeitschriften; allein 60 dieser Arbeiten wurden in den letzten drei Jahren veröffentlicht.

Holger Braunschweig wurde 1961 in Aachen geboren. 1983 nahm er das Chemiestudium an der RWTH Aachen auf und wurde dort 1990 promoviert. Nach einem einjährigen Postdoktorat an der University of Sussex, Brighton, kehrte er an die RWTH zurück und fertigte dort bis 1998 seine Habilitation an. Im Oktober 2000 nahm er einen Ruf als Senior Lecturer an das Imperial College in London an, wo er bereits im darauf folgenden Jahr zum Reader befördert wurde. Im Oktober 2002 wechselte er auf den Lehrstuhl II für Anorganische Chemie an der Universität Würzburg. Seit Oktober 2004 ist er Dekan, beziehungsweise Prodekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie.

Neun Leibniz-Preisträger aus Würzburg

Von der Universität Würzburg erhielten bisher acht Wissenschaftler einen der hochbegehrten Leibniz-Preise, die wegen ihrer hohen Dotierung als „deutsche Nobelpreise“ gelten. Dies waren die Professoren Ludwig Lange und Ulrich Heber (Ökologie/Biochemie/1986), Hans-Peter Zenner (Hals- Nasen- Ohrenheilkunde und Zellbiologie/1987), Ingrid Grummt und Bert Hölldobler (Molekularbiologie/Zoologie/1990), Martin Lohse (Pharmakologie/1999), Ulrich Konrad (Musikwissenschaft/2001) und zuletzt Thomas Mussweiler (Psychologie/2006).

Von Gunnar Bartsch

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