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Institut für Organische Chemie

Leibniz-Preis für Claudia Höbartner

08.12.2022

Für ihre herausragende Forschung über die Nukleinsäuren DNA und RNA wird Chemieprofessorin Claudia Höbartner ausgezeichnet: Sie erhält den renommierten Leibniz-Preis, der mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist.

 Professorin Claudia Höbartner. (Bild: privat)
Professorin Claudia Höbartner. (Bild: privat) (Bild: privat)

Es ist wie ein sehr großes, vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, über das sich die Würzburger Chemikerin Claudia Höbartner freuen kann: Die Professorin erhält einen der renommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preise der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), verbunden mit einem Preisgeld von 2,5 Millionen Euro. Das gab die DFG am 8. Dezember 2022 bekannt.

„Ich war sehr überrascht, denn damit hätte ich nicht gerechnet. Ich freue mich sehr über diese große Anerkennung der Forschungsleistung meines gesamten Teams“, sagt die Leiterin des Lehrstuhls für Organische Chemie I an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Forschung an der Schnittstelle von Chemie und Biologie

Mit den Leibniz-Preisen will die DFG die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbessern. Claudia Höbartner (44) wird das Preisgeld in die weitere Erforschung der Biomoleküle DNA und RNA investieren – auf diesem Gebiet an der Schnittstelle zwischen Chemie und Biologie sind sie und ihr Team führend. Ihre Arbeit kann Erkenntnisse liefern, die sich möglicherweise auch für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten nutzen lassen.

Ein Beispiel: Mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen entschlüsselte die JMU-Forscherin, wie die antiviralen Wirkstoffe Remdesivir und Molnupiravir die Vermehrung des SARS-CoV-2-Virus stören. Dieses Wissen kann auch für die Entwicklung von Medikamenten gegen andere virale Krankheitserreger wertvoll sein.

Katalytische Funktionen der Nukleinsäuren

Der Schwerpunkt von Claudia Höbartners Forschung liegt auf den katalytischen Funktionen der Nukleinsäuren DNA und RNA. Die beiden Biomoleküle können nicht nur genetische Informationen speichern, transportieren und regulieren. Sie sind auch dazu in der Lage, wie Enzyme den Ablauf biochemischer Reaktionen zu vermitteln. Solche RNA-Enzyme, auch Ribozyme genannt, können durch künstliche Evolution im Labor entwickelt werden.

Auf diesem Gebiet hat die Professorin bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Höbartner und ihr Team entwickelten beispielsweise das erste Ribozym, das an einer definierten Stelle in einem anderen RNA-Molekül eine ganz gezielte Modifikation vornimmt, um dessen Struktur zu verändern. Kürzlich gelang es auch, den unerwarteten Mechanismus dieser neuen Reaktion zu entschlüsseln. Außerdem konnte sie mit Kollegen aus Göttingen erstmals die räumliche Struktur eines DNA-Enzyms aufklären. Damit war bewiesen, dass sich auch DNA zu komplexen dreidimensionalen Formen faltet, um katalytisch aktiv zu sein – genau wie es bei Protein-Enzymen der Fall ist.

Forschung zieht viele junge Leute an

Mit solchen Arbeiten hat Claudia Höbartner ihr Forschungsfeld maßgeblich geprägt. Sie hat neue Zugänge gefunden, um Nukleinsäuren gezielt zu modifizieren, und sie hat innovative Methoden entwickelt, um enzymatisch aktive DNA und RNA zu untersuchen.

Ihre erfolgreiche Forschung zieht viele junge Leute nach Würzburg: Aktuell arbeiten in Höbartners Team Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Nationen. Auf das Konto der Professorin gehen schon mehr als 80 Veröffentlichungen in führenden Journalen ihres Fachs, aber auch in fächerübergreifenden Top-Journalen wie in denen der Nature-Gruppe. Das Leibniz-Preisgeld dürfte dieser Erfolgsgeschichte zusätzlichen Schub verleihen.

Werdegang der Leibniz-Preisträgerin

Claudia Höbartner, 1977 in Krems an der Donau geboren, hat an der TU Wien Technische Chemie studiert. Ihre Diplomarbeit fertigte sie an der ETH Zürich an, danach ging sie zur Doktorarbeit an die Universität Innsbruck. 2005 wechselte sie als Postdoc an die Universität von Illinois in Urbana-Champaign (USA).

Nach Deutschland kam Höbartner 2008: Sie übernahm die Leitung einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie (jetzt: MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften) in Göttingen. An der dortigen Universität war sie außerdem zwei Jahre lang als Chemieprofessorin tätig. Von Göttingen wechselte sie im Juli 2017 als Leiterin des Lehrstuhls für Organische Chemie I an die JMU.

Kontakt

Prof. Dr. Claudia Höbartner, Institut für Organische Chemie, Universität Würzburg, T +49 931 31-89693, claudia.hoebartner@uni-wuerzburg.de

Webseite der Arbeitsgruppe Höbartner

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG verliehen. Pro Jahr vergibt die Gesellschaft bis zu zehn Preise mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro. Insgesamt haben bislang 425 Nominierte den Preis erhalten, darunter 358 Wissenschaftler und 67 Wissenschaftlerinnen.

An die JMU ging die Auszeichnung bislang elf (nun zwölf) Mal; zuletzt an den RNA-Forscher und Infektionsbiologen Jörg Vogel (2017), den Experten für arabische Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte Dag Nikolaus Hasse (2016) und den Physiker Laurens Molenkamp (2014).

Von Robert Emmerich

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