Würzburger Chemieprofessor weltweit häufig zitiert
25.11.2016Vier Würzburger Uni-Professoren, unter ihnen auch Chemiker Frank Würthner, sind mit dem Prädikat "häufig zitierter Forscher" ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung durch das US-amerikanische Medienunternehmen Thomson Reuters bedeutet, dass ihre Arbeiten in der Wissenschaft weltweit außergewöhnlich stark beachtet und zitiert werden.
Die aktualisierte Liste umfasst nun vier Würzburger Professoren: Jörg Vogel, Ingolf Steffan-Dewenter und Frank Würthner gehörten bereits im vergangenen Jahr dazu, neu ist Professor Rainer Hedrich. Die Forschungsarbeiten dieser vier Forscher der Jahre 2004 bis 2014 gehörten zu dem einen Prozent der weltweit am häufigsten zitierten Arbeiten ihres Fachbereiches und damit zur Spitze der internationalen Wissenschaft.
Die Erhebung durch Thomson Reuters ist "fachbereichsnormalisiert". Dies bedeutet, dass die allgemeinen Zitiergewohnheiten der einzelnen Fächer in die Berechnung mit einbezogen werden und es sich nicht um eine bloße Erfassung der absoluten Zitationszahlen handelt.
Thomson Reuters' Erhebung umfasst nach eigener Aussage "einige der einflussreichsten Köpfe der Welt." Insgesamt führt die Liste etwa 3.000 Forscher. Die Zitationshäufigkeit gilt als eine Messgröße für die wissenschaftliche Qualität einer Arbeit. Thomson Reuters griff dafür auf umfangreiche wissenschaftliche Datenbanken zurück.
Rainer Hedrich gilt als einer der Väter der Erforschung der auf Ionenkanälen basierten elektrischen Signalübertragung von Pflanzen. Der Biophysiker war weltweit der erste Forscher, der im Göttinger Max-Planck-Labor des Nobelpreisträgers Erwin Neher die Arbeitsweise pflanzlicher Ionenkanäle direkt bestimmt hat. Hedrich hat mehrere international renommierte Preise erhalten, darunter auch der ERC Advanced Grant der Europäischen Gemeinschaft. Dieser Forschungspreis wurde geschaffen, um herausragenden Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, auch riskante Projekte anzugehen. Im ERC-Projekt „Carnivorom“ erforscht Hedrich die molekularen Grundlagen, die es Karnivoren - also fleischfressenden Pflanzen - erlauben, den Spieß umzudrehen und sich von Tieren zu ernähren. Dabei hat er unter anderem entdeckt, dass die Venus-Fliegenfalle die Berührungen mit ihrer Beute misst, zählt und der Anzahl der Reize entsprechend die Falle zuschnappen lässt und die Verdauung und Aufnahme der tierischen Nahrung steuert.
Jörg Vogel forscht an regulatorischen RNA-Molekülen in bakteriellen Krankheitserregern, wie etwa Salmonella, sowie in befallenen menschlichen Zellen. Seine Arbeitsgruppe entwickelt neue, auf Hochdurchsatzsequenzierung beruhende Methoden, um RNA-Moleküle in hoher Auflösung zu erfassen und deren Wirkmechanismen zu verstehen. Damit hat er auch wichtige Grundlagen für die Anwendung von CRISPR/Cas für das "genome editing" gelegt. Der Biochemiker ist Professor und Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg und Sprecher des Zentrums für Infektionsforschung (ZINF). Er ist gewähltes Mitglied der Europäischen Molekularbiologie-Organisation EMBO sowie der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina). Als Gründungsdirektor wird Vogel die Einrichtung des Helmholtz Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) an der Universität Würzburg steuern.
Ingolf Steffan-Dewenter ist Tierökologe, Insektenkundler und Imker. Er erforscht die Auswirkungen von Klimawandel, Habitatfragmentierung, Landnutzungsänderungen und invasiven Arten auf die Artenvielfalt von Insekten und ihre Bedeutung für Ökosystemfunktionen in tropischen und gemäßigten Lebensräumen. Seine Forschungsarbeiten tragen zum Verständnis der Mechanismen bei, die das Vorkommen, die Häufigkeit und die Wechselbeziehungen von Arten bestimmen. In landwirtschaftlichen Systemen hat er wegweisende Untersuchungen zur Bestäubung von Kulturpflanzen, zur biologischen Schädlingskontrolle und zum Erhalt von Biodiversität durchgeführt. Laufende Forschungsprojekte werden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Sonderforschungsbereich 1047 "Insect timing", in der Forschergruppe 1246 "Kilimanjaro ecosystems under global change" und von der EU in mehreren europäischen Verbundprojekten gefördert.
Frank Würthner ist einer der Begründer des Gebiets der supramolekularen Materialchemie und entwickelt supramolekulare Polymere sowie Nanomaterialien auf Basis von Funktionsfarbstoffen für Anwendungen in der organischen Elektronik und Photovoltaik. Nach erfolgreichen Arbeiten zur Konversion von Sonnenlicht in Strom (Photovoltaik) beschäftigt sich Würthner seit 2012 auch mit Farbstoff-basierten Materialien, die mit Hilfe von Sonnenlicht Brennstoffe erzeugen können. Hierzu setzt er auf biomimetische Konzepte und entwickelt synthetische Nanoreaktoren, in denen Farbstoffe ähnlich wie in den natürlichen Photosyntheseapparaten die Energie des Sonnenlichts einsammeln und anschließend zur photokatalytischen Wasserspaltung nutzen. Dieses Ziel verfolgt er als Mitglied im bayerischen Forschungsnetzwerk "Solar Technologies go Hybrid", das vom bayerischen Wissenschaftsministerium im Zeitraum 2012 bis 2016 mit 50 Millionen Euro gefördert wird. Würthner leitet das Würzburger Zentrum für Nanosystemchemie, dessen Forschungsneubau am 7. Oktober 2016 eingeweiht wird. In diesem Jahr wurde er zum Fellow of the Royal Society of Chemistry ernannt und in die nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen.
Zur Homepage der "Thomson Reuters Highly Cited Researchers": highlycited.com
Kontakt
Prof. Dr. Frank Würthner, Leiter des Lehrstuhls für Organische Chemie II, T.: +49 931 31-85340, wuerthner@chemie.uni-wuerzburg.de