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Institut für Organische Chemie

Zwei Millionen für die Infektionsforschung

03.03.2014

Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger lösen bei einer Infektion Veränderungen an den Zellmembranen des Menschen aus. Was dort genau passiert, untersucht eine neue Forschergruppe an den Universitäten Würzburg und Duisburg-Essen, an der auch Jürgen Seibel beteiligt ist.

T-Lymphozyten (links ruhend, rechts durch Erreger aktiviert)
Krankheitserreger verändern im Menschen die Zellmembranen: Die dreidimensionalen Rekonstruktionen zeigen T-Lymphozyten (links ruhend, rechts durch Erreger aktiviert) mit dem Zellskelett aus Aktin (rot) und mit „geköpften“ Sphingolipiden (grün). (Bilder: Nora Müller)

Bei einer Infektion spielen Kontakte zwischen den Krankheitserregern und den Zellmembranen des Menschen eine wichtige Rolle: Die Viren oder Bakterien docken dort an spezielle Rezeptor-Proteine an. Dadurch lösen sie wiederum Prozesse aus, die ihnen zum Beispiel das Eindringen in die Zelle ermöglichen. Aber auch Abwehrreaktionen des Immunsystems, etwa die Aktivierung von T-Zellen, werden durch diese Prozesse gesteuert.

Die Rezeptoren sitzen oft in genau umrissenen Regionen der Zellmembran, in denen sich besonders viele Sphingolipid-Moleküle versammelt haben. Diese Moleküle bestehen – vereinfacht gesagt – aus einem Kopf- und einem Schwanzteil. „Wenn Erreger dort andocken, wird ein Enzym aktiviert, das die Sphingolipide köpft, wodurch Ceramide entstehen“, erklärt Virologie-Professorin Sibylle Schneider-Schaulies von der Universität Würzburg. Die Folge davon sind weitere Veränderungen der Membran.

Für genau diese Membranveränderungen interessiert sich eine neue Forschergruppe, die Anfang Dezember von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt wurde. „Wir wollen die Veränderungen sichtbar machen und sie beobachten“, so die Würzburger Virologin: „Wenn wir ihre Bedeutung für den Krankheitsprozess verstehen, könnten daraus neue Therapieansätze entstehen.“

Die Forschergruppe konzentriert sich dabei auf folgende Erreger: Masernviren, Meningokokken (Erreger von u.a. Hirnhautentzündungen), Mycobakterien (Tuberkulose) und Gonokokken (Gonorrhoe).

Die DFG fördert das Projekt in den kommenden drei Jahren mit rund zwei Millionen Euro; zu einem großen Teil wird das Geld für die Finanzierung von Promotionsstellen verwendet.

Beteiligte Forschungsteams

Vom Institut für Molekularbiologie der Universität Duisburg-Essen sind die Teams von Heike Grassmé und Professor Erich Gulbins beteiligt, der auch stellvertretender Sprecher der Forschergruppe ist.

Von der Universität Würzburg sind aus der Virologie und Immunbiologie Niklas Beyersdorf, Nora Müller, Jürgen Schneider-Schaulies und die Sprecherin der Forschungsgruppe, Sibylle Schneider-Schaulies, dabei. Beteiligt sind auch die Würzburger Wissenschaftler Thomas Rudel (Mikrobiologie/Biozentrum), Markus Sauer (Biotechnologie und Biophysik/Biozentrum), Alexandra Schubert-Unkmeir (Hygiene und Mikrobiologie) und Jürgen Seibel (Organische Chemie).

Von R. Emmerich (editiert von C. Stadler)

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