2006
Wirkstoffe aus Schneeglöckchen gegen Alzheimer
Rund 100 Naturstoff-Forscher kamen am 8. Mai an der Uni Würzburg zum 31. Doktorandenworkshop "Naturstoffe: Chemie, Biologie und Ökologie" zusammen. Die Doktoranden und Diplomanden berichteten hier über ihre laufenden Arbeiten und hatten die Gelegenheit, sich interdisziplinär auszutauschen, neue Anregungen zu bekommen und die Vortragskunst zu üben.
Die Themen des Treffens spiegeln die große Vielfalt und Interdisziplinarität der Naturstoffchemie wider: Da ging es um die Isolierung und Strukturaufklärung pharmazeutisch interessanter Naturstoffe, etwa aus Korallen und afrikanischen Fackellilien, oder um die Strukturaufklärung und biologische Aktivität von Naturstoffen, zum Beispiel gegen Tumorerkrankungen oder Infektionen.
Berichtet wurde auch über die chemische Synthese im Labor, beispielsweise von Wirkstoffen aus Schneeglöckchen gegen die Alzheimer-Krankheit. Weitere Themen: die Untersuchung der Synthesewege, wie die Natur sie einschlägt, die Wechselwirkungen von Naturstoffen mit den Partnerorganismen der natürlichen Produzenten, die chemische Gewinnung von Wirk- und Werkstoffen, die jenen aus der Natur nachempfunden sind.
Das Programm endete mit dem Gastvortrag eines renommierten Vertreters der Naturstoffchemie. Diesmal berichtete Professor Axel Zeeck aus Göttingen über Bodenbakterien als ergiebige Quelle für strukturell, pharmazeutisch und biosynthetisch faszinierende Naturstoffe.
Das erste Naturstoff-Treffen dieser Art fand 1991 in Würzburg statt, initiiert vom Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie I, Professor Gerhard Bringmann. Waren zunächst nur die Universitäten Bayreuth und Erlangen mitbeteiligt, so sind inzwischen weitere Hochschulen (Leipzig, Wien, Bonn) und Forschungsinstitute (Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle, Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena) dazugestoßen. Die Veranstaltung wurde vom Universitätsbund Würzburg finanziell unterstützt; das nächste Treffen soll im Oktober in Bayreuth stattfinden.
Von Nachrichten der Universität Würzburg
31. Doktorandenworkshop: Naturstoffe – Chemie, Biologie und Ökologie
Der 31. Doktorandenworkshop "Naturstoffe: Chemie, Biologie und Ökologie" fand am 08.05.2006 in Würzburg im Zentralbau Chemie statt, das Programm lässt sich dem folgendem PDF-File entnehmen:
Programm als PDF-File
Ehrendoktorwürde der Uni Kinshasa für Prof. Bringmann
Auszeichnung für Würzburger Chemiker
Mainpost Nr. 087/2006
Windaus-Medaille für Bringmann
Auszeichnung der Chemie-Fakultät Göttingen für Würzburger Chemieprofessor
Prof. Gerhard Bringmann vom Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg hat in Göttingen die Windaus-Medaille erhalten. Seit dem 100. Geburtstag von Windaus im Jahre 1976 wird die Auszeichnung an herausragende Naturstoffchemiker aus dem In- und Ausland in Göttingen vergeben. Sie ist mit dem Abhalten der Windaus-Gedächtnisvorlesung verbunden und wurde in diesem Jahr im Februar im Rahmen einer Veranstaltung der Gesellschaft Deutscher Chemiker verliehen.
Der Schwerpunkt der Arbeiten von Prof. Bringmann, die in über 500 Publikationen niedergelegt sind und vielfach ausgezeichnet wurden, liegt im Bereich der Isolierung, Strukturaufklärung, Biosynthese und Synthese von Naturstoffen aus Pflanzen. Es ist ihm gelungen völlig neuartige Strukturen aufzuklären und neuartige Substanzen gegen Infektionskrankheiten, insbesondere auch Malaria, zu entwickeln.
Naturstoffchemiker
Bringmann, 1951 in Münster geboren, gehört zu den herausragenden Naturstoffchemikern weltweit. Er hat 1970 sein Studium in Gießen begonnen und 1978 mit der Promotion in Münster abgeschlossen, die unter Anleitung von Professor Franck erfolgte, der sich in Göttingen habilitiert hat.
Nach seiner Promotion war Bringmann als Postdoktorand im Arbeitskreis des Nobelpreisträger Sir Derek Barton in Gif-sur-Yvette tätig. Es erfolgte 1985 die Habilitation und bereits wenige Jahre später erhielt er einen Ruf nach Wien und nachfolgend auf einen Lehrstuhl in Würzburg, den er angenommen hat.
Zu den bahnbrechenden Arbeiten von Adolf Windaus, von 1915 bis 1944 Professor für Chemie an der Universität Göttingen, gehört die Aufklärung der Struktur des Cholesterins und die Entdeckung der licht-gekoppelten Umwandlung von Steroiden in das lebenswichtige Vitamin D. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Rachitis, eine Verkrüppelung des Knochensystems insbesondere im Kindesalter, ihren Schrecken verloren hat. Windaus hat für seine Arbeiten 1928 den Chemie-Nobelpreis erhalten. ti/jes
Quelle: Göttinger Tagesblatt