2011
Stipendiensystem wächst
Für exzellente Studierende und Nachwuchswissenschaftler im Kongo wurde das Stipendiensystem BEBUC geschaffen. Es ist im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Universitäten Würzburg und Kinshasa entstanden – und entwickelt sich derzeit kräftig weiter. Professor Virima Mudogo, der Anfang Oktober an der Uni Würzburg zu Gast war, besuchte hier auch Universitätspräsident Alfred Forchel und stellte ihm zusammen mit Professor Gerhard Bringmann die neuesten Fortschritte vor.
Virima Mudogo, Chemieprofessor aus Kinshasa, ist ein Alumnus der Uni Würzburg. Er hat hier in den 1980er-Jahren in der Physikalischen Chemie seine Doktorarbeit gemacht. Nach seiner Rückkehr in den Kongo, wo er später Vizepräsident der Uni Kinshasa wurde, hat er den Kontakt nach Würzburg nicht abreißen lassen.
So kam es ab 1994 zu einer fruchtbaren wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Würzburger Naturstoffchemiker Gerhard Bringmann. Gemeinsam haben die beiden Professoren dann 2003 die Partnerschaft zwischen den beiden Universitäten initiiert und mit Leben gefüllt und 2008 auch das Stipendiensystem BEBUC ins Leben gerufen. Und natürlich auch zu zweit besuchten sie am 10. Oktober Universitätspräsident Alfred Forchel, um ihm die neuesten Pläne für das weltweit wohl einzigartige Stipendienprogramm vorzustellen.
BEBUC soll exzellenten kongolesischen Studierenden die Chance geben, zügig und mit Tiefgang zu studieren, bei einem Auslandsaufenthalt weitere Kenntnisse zu erwerben und schließlich im Kongo eine akademische Karriere einzuschlagen. Das System finanziert sich aus Spenden, die über den „Förderverein Uni Kinshasa“ gesammelt werden, und über die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung.
Etabliert an bislang zwei Universitäten
Das Stipendiensystem gibt es modellhaft bislang an der Universität Kinshasa und der ebenfalls partnerschaftlich mit der Uni Würzburg verbundenen Katholischen Universität Graben in Butembo. Diese beiden Universitäten wurden ausgewählt, weil sie so verschieden sind: Die Uni Kinshasa im Westen, in der Hauptstadt, staatlich, mit über 26.000 Studierenden eine große Voll-Universität. Dagegen die Universität Graben im Osten des Kongo: klein, privat, mit 1.300 Studierenden und begrenztem Fächerangebot.
Ausdehnung aufs ganze Land geplant
Derzeit entwickelt sich das Stipendiensystem sehr erfolgreich (wir berichteten); es gibt bereits 34 Stipendiaten. Nun hat die kongolesische Regierung darum gebeten, das System auf sämtliche Universitäten des Landes auszudehnen. Eine gewaltige Herausforderung in einem so großen Land mit schwierigen Bedingungen: Die Demokratische Republik Kongo hat fast sieben Mal mehr Fläche als Deutschland.
Wie der Plan für die Ausdehnung des Stipendiensystems aussieht? Die beiden vorhandenen Zentren Kinshasa und Butembo sollen weiter ausgebaut werden und benachbarte Universitäten einbeziehen. Zusätzlich sind zwei weitere Zentren geplant: eines im Norden mit der Universität Kisangani im Mittelpunkt und eines im Süden, mit Lubumbashi als Hauptuniversität.
Alle exzellenten Studierenden sollen profitieren
Für die Teilnahme an BEBUC können sich all die kongolesischen Universitäten bewerben, die bei einer kürzlich erfolgten Evaluierung gut abgeschnitten haben. Trotzdem soll kein exzellenter Kandidat ausgeschlossen werden. Auch Studierende, die an einer der anderen kongolesischen Universitäten studieren, dürfen sich bewerben. Die Begutachtung findet dann aber in einem der vier geplanten Zentren statt.
Stufenweiser Ausbau vorgesehen
Dieses ehrgeizige Programm soll in den kommenden Jahren stufenweise realisiert werden. „Da es schon jetzt exzellente Stipendiaten in allen Phasen der Förderung gibt – von Bachelor- und Master-Kandidaten über Doktoranden bis hin zu Rückkehrern in den Kongo – werden bis dahin auch die ersten exzellenten Professoren als Ergebnis des BEBUC-Stipendienprogramms erwartet“, so Bringmann. Sie sollen dann als Unterstützer am Stipendiensystem mitwirken.
Der Präsident zeigte sich beeindruckt von diesem Konzept. Er wünschte den beiden Wissenschaftlern viel Erfolg bei der Realisierung ihrer Visionen und sagte ihnen jede mögliche Unterstützung zu.
Neue Pflanzen aus dem Regenwald
Virima Mudogo war in Würzburg gleichzeitig Gast des Sonderforschungsbereichs (SFB) 630 „Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“. In dessen Rahmen sucht er mit Gerhard Bringmann nach neuen Naturstoffen, aus denen sich Medikamente gegen Malaria, die afrikanische Schlafkrankheit und andere Tropenkrankheiten entwickeln lassen.
Diese Kooperation hat bereits zu vielen gemeinsamen Publikationen und sogar zum ersten deutsch-kongolesischen Patent geführt. Große Hoffnung setzen die Wissenschaftler nun auf neue Pflanzen aus dem Regenwald, die Mudogo mit im Gepäck hatte. „Vielleicht ist sogar eine ganz neue Pflanzenart darunter“, so Bringmann.
Kontakt
Quelle: einBLICK, Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 08.03.2011
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Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T (0931) 31-85323,
bringman@chemie.uni-wuerzburg.de
Weitere Infos über das Stipendiensystem BEBUC
Förderverein Uni Kinshasa
Kongoprojekt weiter ausgebaut
Mit der Auszeichnung weiterer Exzellenz-Stipendiaten und der Knüpfung und Vertiefung von Kontakten zu wichtigen Kooperationspartnern wurde die Zusammenarbeit mit der Würzburger Partneruniversität Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo weiter ausgebaut.
Mit dem Stipendiensystem BEBUC, initiiert vom Würzburger Naturstoffchemiker Professor Gerhard Bringmann und seinem kongolesischen Kollegen Virima Mudogo, werden an der Universität Kinshasa herausragende Studierende gefördert. Erstmals gibt es nun Stipendiaten in allen vier Abschnitten der akademischen Karriere: im Bachelor- und Master-Studium, bei der Doktorarbeit und, ganz entscheidend, in der Phase der Rückkehr in den Kongo.
Im Kongo nahm Bringmann nun als Gutachter an der Auswahl weiterer Stipendiaten teil. Mitglieder im Prüfungsausschuss waren außerdem Dr. Karine Ndjoko von der Universität Genf und die kongolesischen Professoren Virima Mudogo, Alumnus der Uni Würzburg, und Mathieu Bokolo sowie nicht-ständige Ad-hoc-Gutachter. Die Stipendienurkunden wurden in einer kleinen Zeremonie überreicht, bei der auch Alexander Roth als Vertreter der deutschen Botschaft zugegen war.
Hohe Anforderungen an Master-Stipendiaten
Anders als für Bachelor-Stipendien müssen sich die Master-Kandidaten nicht nur durch ausgezeichnete Noten qualifizieren, sondern vor allem durch einen zukunftsorientierten Studien- und Forschungsplan. Das Masterstudium soll möglichst an einer exzellenten afrikanischen Universität durchgeführt werden. Als Alternative gibt es die Möglichkeit eines „Sandwich-Verfahrens“: Das eigentliche Studium wird dann in Kinshasa absolviert, die Masterarbeit an einer erstklassigen europäischen Universität.
Darüber hinaus müssen die Kandidaten für ein Master-Stipendium auch schon die Planung für ihre Doktorarbeit, für die Rückkehr in den Kongo und die dann durchzuführenden Forschungsarbeiten vorlegen. Dieses Konzept soll die kongolesische und afrikanische Identität stärken, nach den Auslandsstudien eine möglichst hohe Rückkehrquote in den Kongo garantieren und so zur Erneuerung der Professorenschaft und zum Wiederaufbau im Kongo beitragen.
Master-Stipendiat für die Uni Würzburg
Einer der neuen Master-Stipendiaten ist Dieudonné Tshitenge Tshitenge, ein herausragender Pharmazie-Student, der seine Experimentalarbeit an der Uni Würzburg im Arbeitskreis von Gerhard Bringmann durchführen möchte. Hier will er sich mit der Analyse und Bewertung von Antimalariamitteln aus der traditionellen Medizin des Kongo befassen.
Erstes Rückkehr-Stipendium vergeben
Erstmals wurde auch ein Rückkehr-Stipendiat gekürt, Dr. Oscar Mihigo Shetonde. Er hat in Kinshasa (Bachelor) und in Gaborone in Botswana (Master) studiert und dort auch seine Doktorarbeit angefertigt. Mit der Unterstützung seiner Rückkehr in den Kongo vervollständigt sich erstmals das Konzept des BEBUC-Stipendiensystems: die Förderung akademischer Karrieren durch Bachelor-, Master- und Doktoranden-Stipendien sowie durch das Rückkehr-Stipendium.
Shetonde erwies sich sogleich als äußerst würdiger Träger des Rückkehr-Stipendiums: Auf der panafrikanischen Naturstofftagung NAPRECA erhielt er kürzlich den Preis für den besten wissenschaftlichen Vortrag eines Nachwuchswissenschaftlers.
Unterstützung durch Premierminister und Wirtschaft
Gestärkt wurde auch das Umfeld des inzwischen so erfolgreichen und vermutlich weltweit einzigartigen Stipendiensystems. Gerhard Bringmann, Karine Ndjoko, Virima Mudogo und Mathieu Bokolo stellten das System Professor Daniel Mukoko Samba vor, dem Stellvertreter des Premierministers. Wie schon zuvor der Premierminister selbst, sagte auch er seine Unterstützung zu.
Mit Mukoko Sambas Hilfe erhielten die Wissenschaftler die Gelegenheit, das Stipendienkonzept bei der Vereinigung der Unternehmen des Kongo vorzustellen, bei der FEC (Fédération des Entreprises du Congo). Denn die Stipendien sollen nicht nur die Universitäten stärken, sondern auch die Wirtschaft, die Verwaltung und die gesamte Infrastruktur des Landes.
Bei der FEC gab es ein sehr positives Echo, man lud BEBUC dazu ein, als institutionelles Mitglied mitzuwirken. Zugleich bot die Vereinigung Hilfe an bei der Einbindung der Stipendiaten in Industriepraktika, bei der Unterstützung der in den Kongo zurückkehrenden Wissenschaftler und bei einer gemeinsamen Initiative zur Förderung durch die Weltbank.
Kontakte zur Medikamenten-Kontrollbehörde und zum DNDi
Intensiven Kontakt haben die Wissenschaftler aufgebaut zur Medikamenten-Kontrollbehörde des Kongo, dem OCC (Office Congolais de Contrôle), das Forschungsarbeiten wie die von Dieudonné Tshitenge Tshitenge unterstützen wird. „Für ein Land wie den Kongo ist die verlässliche Analyse und Kontrolle von Medikamenten eine wichtige Grundvoraussetzung für eine verbesserte Gesundheitsversorgung“, so Bringmann.
Auch gab es ein orientierendes Treffen mit Vertretern der Initiative „Medikamente für vernachlässigte Krankheiten“, DNDi (Drugs for Neglected Diseases Initiative). Diese führt derzeit im Kongo klinische Studien über die Schlafkrankheit durch. Es ist geplant, dass ein oder zwei Stipendiaten aus der Medizin dort ihre Master-Arbeiten durchführen.
Weltgipfel der Francophonie 2012 in Kinshasa
Kontakt aufgenommen wurde zudem mit Professor Isidore Ndaywel E Nziem, der 2012 den Weltgipfel der Francophonie, der Vereinigung der französisch sprechenden Länder, in Kinshasa organisiert. Er stellte in Aussicht, dass Gerhard Bringmann und seine Kollegen dort das neue Stipendiensystem vorstellen können.
Ausdehnung auf alle kongolesischen Unis?
Besonders ermutigend war der Besuch beim Erziehungsminister Professor Léonard N. Mashako Mamba. Er dankte dem Wissenschaftlerteam für die erfolgreiche Arbeit mit dem neuartigen Stipendiensystem und bat darum, dieses zukunftsorientierte Programm recht bald auf alle kongolesischen Universitäten auszudehnen. Er will einen Aufruf an alle Unis starten und diese Initiative in jeder Hinsicht unterstützen.
Treffen in der deutschen Botschaft und weitere Pläne
Weitere Aktivitäten sind geplant, so will der deutsche Botschafter in Kinshasa, Dr. Peter-Christof Blomeyer, führende Vertreter von Wirtschaft, Politik, Kultur und Universitäten zu einem großen Treffen zusammenrufen, auf dem Bringmann und seine Kollegen das Stipendiensystem vorstellen sollen.
Zugleich soll das Netz auch nach außen hin ausgebaut werden. Mit der University of KwaZulu-Natal in Pietermaritzburg bei Durban (Südafrika) soll eine erste vertraglich eingebundene Uni-Kooperation etabliert werden. Sie wird vor allem dazu dienen, dass dort künftig Masterstipendiaten der Universität Kinshasa aufgenommen werden.
Kontakt
Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg,
T (0931) 31-85323, bringman@chemie.uni-wuerzburg.de
www.foerderverein-uni-kinshasa.de
Von: Robert Emmerich
CD2011 – 13th International Conference on Chiroptical Spectroscopy: Posterpreis für Yasmin Hemberger
Die CD2011 ist die größte internationale Tagung über chiroptische Spektroskopie, sie findet alle zwei Jahre statt. Vom 24. – 28. Juli diesen Jahres versammelten sich über 130 Teilnehmer, unter ihnen die führenden Fachleute auf dem Gebiet der CD-Spektroskopie (CD = Circular-Dichroismus), in Oxford (UK), um über neue theoretische und praktische Anwendungen in diesem Fachgebiet zu diskutieren. Die CD-Spektroskopie (ECD, VCD, ROA) ist eine leistungsfähige Methode zur Aufklärung der räumlichen Struktur (Absolutkonfiguration) chiraler Substanzen und basiert auf der Tatsache, dass Enantiomere (also Bild und Spiegelbild) entgegengesetzte chiroptische Eigenschaften haben.
Erstmalig wurden dieses Jahr auch drei Posterpreise verliehen, von denen einer an Dipl.-Chem. Yasmin Hemberger für ihre Präsentation „Experimental and Theoretical Circular Dichroism Investigations on New cis-Configured Aziridine-2-Carboxylates“, ging . Bei der Prämierung wurden sowohl die wissenschaftliche Qualität und Originalität der Forschungsergebnisse als auch die ansprechende Gestaltung bewertet. Yasmin Hemberger zeigte auf ihrem Poster die Diastereomerentrennung von cis-konfigurierten Aziridin-2-carboxylaten, die Vermessung dieser Diastereomere mit online-HPLC-CD-Methoden und die Aufklärung der Absolutkonfiguration mithilfe quantenmechanischer Rechnungen. Solche Aziridin-Derivate sind Wirkstoffe gegen Erreger tropischer Infektionskrankheiten, wie sie im Rahmen des SFB 630 ("Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten") zusammen mit dem Arbeitskreis von Frau Prof. Schirmeister und anderen Kooperationspartnern entwickelt werden. Die Kenntnis der genauen 3D-Struktur ist wichtig für das Verständnis ihrer biologischen Wirksamkeit und für ihre gezielte Verbesserung.
Acht Millionen für Infektionsforschung
Mit neuen Arzneistoffen gegen Infektionskrankheiten befasst sich der Sonderforschungsbereich 630 an der Uni Würzburg. Er arbeitet so erfolgreich, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft ihn für weitere vier Jahre fördert – mit einer Summe von rund acht Millionen Euro.
„Damit können wir unsere erfolgreiche Arbeit fortführen“, freut sich der Naturstoff-Chemiker Professor Gerhard Bringmann, der Sprecher des Sonderforschungsbereichs (SFB). Die Einrichtung besteht seit 2003 und hat seitdem über die Deutsche Forschungsgemeinschaft rund elf Millionen Euro öffentliche Fördermittel erhalten.
Getragen wird der SFB von Wissenschaftlern der Fakultäten für Chemie und Pharmazie, Biologie, Medizin, Physik und Astronomie sowie der Missionsärztlichen Klinik. In der effizienten interdisziplinären Zusammenarbeit dieser Gruppen sieht der Forschungsverbund die Grundlage für seinen Erfolg.
Schlafkrankheit und Malaria: Effektive Wirkstoffe gefunden
Die bisherigen Ergebnisse der Arbeit können sich sehen lassen. Im Würzburger Sonderforschungsbereich 630 haben die Wissenschaftler zum Beispiel neue Substanzen identifiziert, die sich im Tiermodell als hoch wirksam gegen den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum erwiesen haben. Sie haben auch effektive Wirkstoffe gegen den Erreger der Schlafkrankheit gefunden: Der einzellige Parasit wird von Tsetse-Fliegen auf den Menschen übertragen; unbehandelt führt die Schlafkrankheit immer zum Tod.
Klinische Studien als nächstes Ziel
Bislang standen das Auffinden neuer Substanzen mit anti-infektiver Wirkung im Mittelpunkt sowie die chemische Optimierung dieser Substanzen und die Aufklärung ihrer molekularen Wirkmechanismen. In der nächsten Förderperiode sollen die Substanzen weiterentwickelt und in klinische Studien gebracht werden, also in die erstmalige Testung an Patienten. Dabei werden die Uni-Forscher unter anderem mit der pharmazeutischen Industrie und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen kooperieren.
Grundlagen für die Forschung geschaffen
Nicht nur neue Wirkstoffe können die Forschungsgruppen des SFB vorweisen: Sie haben auch Werkzeuge für die Grundlagenforschung erarbeitet oder verfeinert. Etwa im Bereich der biologischen Testung. Hier geht es darum, wie man potenzielle Wirkstoffe gegen die Erreger am besten testet, und zwar unter Einsatz eines Qualitätsmanagements. Auch für die chemische Optimierung der Wirkstoff-Moleküle oder für die Analyse von Wirkmechanismen haben die Wissenschaftler wichtige Grundlagen geschaffen. All das sind wertvolle Ressourcen für die Infektionsforschung an der Universität.
Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T: (0931) 31-85323
E-Mail: bringman@chemie.uni-wuerzburg.de
Links: https://www.uni-wuerzburg.de/sfb630/
Quelle: einBLICK, 5. Juli 2011
41. Naturstofftreffen in Bonn
Das 41. Naturstofftreffen fand am 13.05.2011 in Bonn statt. Das Programm kann als PDF-file heruntergeladen werden:
Programm als Pdf-file
Kongo: Stipendiensystem gedeiht
Zwei Partnerhochschulen hat die Universität Würzburg in der Demokratischen Republik Kongo, an beiden werden herausragende Studierende mit dem Stipendiensystem BEBUC gefördert. Das Programm nimmt immer deutlichere Konturen an – und zeichnet sich jetzt erstmals in seinem gesamten Umfang ab.
Initiiert wurden die Partnerschaften mit den kongolesischen Universitäten und das Stipendiensystem BEBUC (Bourse d’Excellence Bringmann aux Universités Congolaises) vom Würzburger Professor Gerhard Bringmann und seinem kongolesischen Kollegen Virima Mudogo. Bringmann ist erst vor wenigen Tagen von einem Kongo-Aufenthalt zurückgekehrt. Er hat dort mögliche neue Kooperationen ausgelotet und Studierende für BEBUC-Exzellenzstipendien mit ausgewählt.
Insgesamt 31 Stipendiaten im Kongo
Für die Stipendiaten gab es eine feierliche Zeremonie in Kinshasa. 14 Bachelor-Studierende bekamen ihre Stipendien verlängert, neue Stipendiaten wurden ausgewählt: acht Bachelor-Kandidaten, dazu erstmals vier Studierende in Masterprogrammen und ein Doktorand. Auch Rückkehr-Stipendien wurden in Angriff genommen: Sie unterstützen junge Wissenschaftler, die außerhalb des Kongo tätig waren, bei der Rückkehr an eine Universität ihres Heimatlandes.
An der zweiten Partner-Universität, der Katholischen Universität Graben in Butembo, lief das Stipendiensystem später an als in Kinshasa. Dort werden bislang vier Bachelor-Studierende gefördert, zwei Frauen und zwei Männer.
Alle 31 Stipendiaten bekommen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Förderung durch Seminare und Tutoren. „Erstmals zeichnet sich das gesamte Exzellenzprogramm jetzt in all seinen vier Stufen ab“, freut sich Professor Bringmann. Die vier Stufen sind: Förderung von Bachelor- und Master-Studierenden und Doktoranden, Unterstützung der angehenden Professoren bei der Rückkehr in den Kongo.
Interesse an anderen Universitäten geweckt
An der Feier für die Stipendiaten nahmen unter anderem Jean-Berchmans Labana, Rektor der Uni Kinshasa, und der deutsche Botschafter Peter Blomeyer teil sowie Vertreter aus Ministerien und Universitäten. Denn die sehr positive Entwicklung des Stipendiensystems und die herausragenden Leistungen der Geförderten haben auch bei anderen kongolesischen Universitäten Interesse geweckt.
Bei den Auswahlgesprächen waren als Gastgutachter diesmal die Rektoren der Université Officielle du Ruwenzori in Butembo, der Université Kongo in Mbanza-Ngungu und der Universität Kikwit dabei. Zu letzterer hat die Würzburger Juristin Dr. Karin Linhart bereits Kontakte geknüpft; im Stipendienprogramm ist sie ebenfalls Gutachterin. Den anwesenden Uni-Rektoren überbrachte Bringmann Briefe vom Würzburger Unipräsidenten Alfred Forchel.
Premierminister übernimmt Patenschaften
„Das Stipendiensystem wird zunehmend auch von der Öffentlichkeit und der Politik wahrgenommen“, sagt Bringmann: Das kongolesische Fernsehen berichtete, Unterstützung kommt vor allem vom Erziehungsministerium. Kontakte hat Bringmann nun auch zu Adolphe Muzito aufgebaut, dem Premierminister des Kongo: Der steht dem Stipendiensystem sehr wohlwollend gegenüber und hat selbst persönliche Patenschaften für einen Bachelor- und einen Master-Studenten übernommen. Außerdem hat er Bringmann dazu eingeladen, das Stipendiensystem vor führenden Vertretern aus Industrie und Politik vorzustellen.
Infrastruktur vor Ort gedeiht
An Profil gewinnt das Stipendiensystem auch organisatorisch: Durch die Unterstützung der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung verfügt es inzwischen über einen großen Seminarraum und ein Sekretariat. Weitere Tutoren wurden eingestellt, welche die Stipendiaten in ihrer Ausbildung unterstützen und in wichtigen Dingen beraten, etwa bei Bewerbungen. Auch der Würzburger Förderverein Uni Kinshasa e.V. hat vor Kurzem in Kinshasa eine Zweigstelle eingerichtet, um seine Aktivitäten vor Ort zu unterstützen, etwa den Transport von Büchern und Geräten aus Europa.
Frauenförderung als Anliegen
Ein besonderes Anliegen des BEBUC-Stipendiensystems ist die Frauenförderung. „Dem wird durch zusätzliche Seminare Rechnung getragen, in denen exzellente Studentinnen über das Stipendiensystem informiert und ermuntert werden, eine akademische Laufbahn einzuschlagen“, so Bringmann. Es gebe auch Vorträge über herausragende Frauen in der Wissenschaft.
Seminare über Friedensnobelpreisträger wie Nelson Mandela oder Mahatma Gandhi kommen dazu. Sie sollen dazu beitragen, die Studierenden in den schwierigen Lebensumständen des Kongo zur Gewaltlosigkeit zu erziehen. Auch wurde ein Ethikrat gegründet, der sich um entsprechende Belange der Stipendiaten kümmern soll.
Kooperation fruchtet auch in Würzburg
Neue Früchte trägt die Uni-Partnerschaft mit Kinshasa auch in Würzburg. Professor Axel Rethwilm aus der Medizinischen Fakultät, Sprecher des ersten deutsch-afrikanischen Graduiertenkollegs, war erstmals in Kinshasa bei der Begutachtung der Stipendiaten dabei. Auch er ist Mitglied des Fördervereins, auch er hat eine Patenschaft übernommen.
Die gemeinsame wissenschaftliche Forschung von Rethwilm und Bringmann entwickelt sich ebenfalls weiter. Virologe Rethwilm arbeitet auf dem Gebiet HIV und Aids, Naturstoffchemiker Bringmann forscht zusammen mit Mudogo über neue Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten und ist Sprecher des gleichnamigen Würzburger Sonderforschungsbereiches. Auf diesen Forschungsgebieten sollen bald die ersten kongolesischen Stipendiaten tätig sein, die hier in Würzburg ihre Masterarbeiten anfertigen.
Über das Stipendien-Programm BEBUC
Das Stipendien-Programm BEBUC hilft herausragenden jungen Kongolesen, ihr Studium zügig und mit Tiefgang zu absolvieren. Ihre Masterstudien sollen die Stipendiaten nach Möglichkeit an einer anderen exzellenten afrikanischen Universität durchführen oder gemeinsam mit einer europäischen Universität. Im Anschluss sollen sie im Ausland promovieren und dann als Nachwuchswissenschaftler nach Kinshasa zurückkehren.
Die Rückkehr in den Kongo ist besonders wichtig, weil die kongolesischen Universitäten in den vergangenen Jahrzehnten schwer unter Diktatur und Unruhen gelitten haben. Nur wenige Absolventen gehen heute ins Ausland – und kehren meist nicht zurück. Als Folge davon überaltert die Professorenschaft, die Qualität der Lehre nimmt ab. Diesen Teufelskreis soll das Stipendiensystem durchbrechen helfen.
Kontakt
Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T (0931) 31-85323
Deutsch-afrikanisches Projekt gedeiht
Welche Faktoren hemmen den wirtschaftlichen Aufschwung in der Demokratischen Republik Kongo? Das wollen Wissenschaftler aus Würzburg und Kinshasa gemeinsam ergründen. Zum Auftakt ihres Vorhabens tagten sie im Februar eine Woche lang an der Uni Würzburg; Projektleiterin Karin Linhart zieht ein positives Fazit des Treffens.
Im Kongo gibt es viele Rohstoffe, unter anderem Kupfer, Gold und Diamanten. Trotzdem lahmt die Wirtschaft des Landes. Warum das so ist, ergründen Wissenschaftler der Universitäten Würzburg und Kinshasa in einem fachübergreifenden Projekt, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. Zu den Zielen gehört es, einen Leitfaden für potenzielle Investoren zu schaffen, für mehr Transparenz zu sorgen.
„Bei unseren Diskussionen hat sich gezeigt, dass die wirtschaftlichen Grundlagendaten relativ leicht zu beschaffen sind“, sagt die Juristin Karin Linhart. Wo gibt es welche Rohstoffe, wer hat die Lizenzen für Abbau und Verwertung? Zu solchen Informationen sei der Zugang ohne Probleme möglich, stellte der kongolesische Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Odilon Gamela beim Treffen in Würzburg fest.
Arbeitsfelder für Jura, Politikwissenschaft, Geographie
Eine gute Basis bietet sich auch in anderer Hinsicht: „Das Wirtschaftsrecht des Kongo ist gut ausgearbeitet“, so die Würzburger Juristin. Aber es mangle am politischen Willen, dieses Recht auch umzusetzen. Zudem fehlen in den staatlichen Einrichtungen effektive Strukturen, die eine durchgehend gute Betreuung von Investorenprojekten gewährleisten.
Auf diesem Feld gebe es darum für die Juristen und Politikwissenschaftler noch etliche Analysen und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Die Politikwissenschaft ist im Projekt vertreten durch die Teams der Professoren Greg Basue aus Kinshasa und Gisela Müller-Brandeck-Bocquet aus Würzburg.
Einen neuen Ansatz brachte der Würzburger Geograph Ferdinand Paesler auf den Tisch. Es dürfe nicht nur um die Frage gehen, wie sich mehr „frisches Geld“ in den Kongo bringen lässt: „Wir müssen auch untersuchen, was mit den Gewinnen passiert, die schon jetzt im Land erwirtschaftet werden, in welchem Ausmaß sie zum Beispiel wieder in Arbeitsplätze und Infrastruktur investiert werden.“
Nachwuchs aus Würzburg und Kinshasa vernetzen
Den Forschernachwuchs aus Würzburg und Kinshasa vernetzen und in internationale wissenschaftliche Projekte einbinden – auch das ist ein Ziel der deutsch-afrikanischen Kooperation. Umso mehr freuten sich die Beteiligten, dass Professor Gamela seinen Assistenten Marc Ntontolo als neuen Projektmitarbeiter nach Würzburg mitgebracht hatte.
Schon von Anfang an als Nachwuchstalent dabei ist Yves Manzanza: Der Assistent von Jura-Professor Jean-Michel Kumbu organisiert und verwaltet das Projekt, in enger Kooperation auch mit Karin Linhart.
Projektidee entstammt dem Afrikazentrum
Entstanden ist das deutsch-kongolesische Forschungsprojekt aus dem Afrikazentrum der Universität Würzburg heraus. „Wir haben im Zentrum über die Fächergrenzen hinweg viele Gespräche geführt. Daraus sind neue, kreative Ideen und letzten Endes auch dieses Projekt entstanden“, erzählt Karin Linhart.
Feierliche Eröffnung des Arbeitstreffens
Das Arbeitstreffen der Projektpartner wurde am 21. Februar im Senatssaal der Universität feierlich eröffnet. Grußworte sprachen Universitätsvizepräsidentin Margarete Götz, Juristen-Dekan Eric Hilgendorf und Würzburgs Bürgermeister Adolf Bauer. Jura-Professor Jean-Michel Kumbu präsentierte das Projekt in Kurzform.
Die Anfänge der Kooperation und das Zustandekommen der offiziellen Universitätspartnerschaft zwischen Kinshasa und Würzburg erläuterte Professor Gerhard Bringmann. Der Naturstoffchemiker hat die ersten Bande zwischen den beiden Universitäten geknüpft, und zwar im Jahr 1994 durch den Start einer Kooperation mit seinem ehemaligen Doktoranden Virima Mudogo.
Bringmann stellte auch die Aktivitäten des Fördervereins Uni Kinshasa e.V. vor sowie das Stipendienprogramm BEBUC, das talentierte Studierende an kongolesischen Universitäten fördert. In beiden Initiativen ist Bringmann die treibende Kraft.
Quelle: einBLICK, Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 08.03.2011
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Gemeinsame Arbeitswoche der Universitäten Kinshasa und Würzburg im Rahmen des gemeinsamen Projektes "Gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen für einen wirtschaftlichen Aufschwung im Kongo"
Mainpost, 21.02.2011: Frag-würdig: "Investoren für die Entwicklung"