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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

Kongo: Stipendiensystem gedeiht

09.03.2011

Zwei Partnerhochschulen hat die Universität Würzburg in der Demokratischen Republik Kongo, an beiden werden herausragende Studierende mit dem Stipendiensystem BEBUC gefördert. Das Programm nimmt immer deutlichere Konturen an – und zeichnet sich jetzt erstmals in seinem gesamten Umfang ab.

In Kinshasa werden Kandidaten für das Stipendienprogramm BEBUC ausgewählt: Sie müssen vor einem interdisziplinären Gutachtergremium an der Tafel vortragen und werden zu ihren Zukunftsplänen befragt. Foto: Gerhard Bringmann

Initiiert wurden die Partnerschaften mit den kongolesischen Universitäten und das Stipendiensystem BEBUC (Bourse d’Excellence Bringmann aux Universités Congolaises) vom Würzburger Professor Gerhard Bringmann und seinem kongolesischen Kollegen Virima Mudogo. Bringmann ist erst vor wenigen Tagen von einem Kongo-Aufenthalt zurückgekehrt. Er hat dort mögliche neue Kooperationen ausgelotet und Studierende für BEBUC-Exzellenzstipendien mit ausgewählt.


Insgesamt 31 Stipendiaten im Kongo

Für die Stipendiaten gab es eine feierliche Zeremonie in Kinshasa. 14 Bachelor-Studierende bekamen ihre Stipendien verlängert, neue Stipendiaten wurden ausgewählt: acht Bachelor-Kandidaten, dazu erstmals vier Studierende in Masterprogrammen und ein Doktorand. Auch Rückkehr-Stipendien wurden in Angriff genommen: Sie unterstützen junge Wissenschaftler, die außerhalb des Kongo tätig waren, bei der Rückkehr an eine Universität ihres Heimatlandes.

An der zweiten Partner-Universität, der Katholischen Universität Graben in Butembo, lief das Stipendiensystem später an als in Kinshasa. Dort werden bislang vier Bachelor-Studierende gefördert, zwei Frauen und zwei Männer.

Alle 31 Stipendiaten bekommen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Förderung durch Seminare und Tutoren. „Erstmals zeichnet sich das gesamte Exzellenzprogramm jetzt in all seinen vier Stufen ab“, freut sich Professor Bringmann. Die vier Stufen sind: Förderung von Bachelor- und Master-Studierenden und Doktoranden, Unterstützung der angehenden Professoren bei der Rückkehr in den Kongo.


Interesse an anderen Universitäten geweckt


An der Feier für die Stipendiaten nahmen unter anderem Jean-Berchmans Labana, Rektor der Uni Kinshasa, und der deutsche Botschafter Peter Blomeyer teil sowie Vertreter aus Ministerien und Universitäten. Denn die sehr positive Entwicklung des Stipendiensystems und die herausragenden Leistungen der Geförderten haben auch bei anderen kongolesischen Universitäten Interesse geweckt.

Bei den Auswahlgesprächen waren als Gastgutachter diesmal die Rektoren der Université Officielle du Ruwenzori in Butembo, der Université Kongo in Mbanza-Ngungu und der Universität Kikwit dabei. Zu letzterer hat die Würzburger Juristin Dr. Karin Linhart bereits Kontakte geknüpft; im Stipendienprogramm ist sie ebenfalls Gutachterin. Den anwesenden Uni-Rektoren überbrachte Bringmann Briefe vom Würzburger Unipräsidenten Alfred Forchel.


Premierminister übernimmt Patenschaften


„Das Stipendiensystem wird zunehmend auch von der Öffentlichkeit und der Politik wahrgenommen“, sagt Bringmann: Das kongolesische Fernsehen berichtete, Unterstützung kommt vor allem vom Erziehungsministerium. Kontakte hat Bringmann nun auch zu Adolphe Muzito aufgebaut, dem Premierminister des Kongo: Der steht dem Stipendiensystem sehr wohlwollend gegenüber und hat selbst persönliche Patenschaften für einen Bachelor- und einen Master-Studenten übernommen. Außerdem hat er Bringmann dazu eingeladen, das Stipendiensystem vor führenden Vertretern aus Industrie und Politik vorzustellen.


Infrastruktur vor Ort gedeiht


An Profil gewinnt das Stipendiensystem auch organisatorisch: Durch die Unterstützung der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung verfügt es inzwischen über einen großen Seminarraum und ein Sekretariat. Weitere Tutoren wurden eingestellt, welche die Stipendiaten in ihrer Ausbildung unterstützen und in wichtigen Dingen beraten, etwa bei Bewerbungen. Auch der Würzburger Förderverein Uni Kinshasa e.V. hat vor Kurzem in Kinshasa eine Zweigstelle eingerichtet, um seine Aktivitäten vor Ort zu unterstützen, etwa den Transport von Büchern und Geräten aus Europa.


Frauenförderung als Anliegen


Ein besonderes Anliegen des BEBUC-Stipendiensystems ist die Frauenförderung. „Dem wird durch zusätzliche Seminare Rechnung getragen, in denen exzellente Studentinnen über das Stipendiensystem informiert und ermuntert werden, eine akademische Laufbahn einzuschlagen“, so Bringmann. Es gebe auch Vorträge über herausragende Frauen in der Wissenschaft.

Seminare über Friedensnobelpreisträger wie Nelson Mandela oder Mahatma Gandhi kommen dazu. Sie sollen dazu beitragen, die Studierenden in den schwierigen Lebensumständen des Kongo zur Gewaltlosigkeit zu erziehen. Auch wurde ein Ethikrat gegründet, der sich um entsprechende Belange der Stipendiaten kümmern soll.


Kooperation fruchtet auch in Würzburg


Neue Früchte trägt die Uni-Partnerschaft mit Kinshasa auch in Würzburg. Professor Axel Rethwilm aus der Medizinischen Fakultät, Sprecher des ersten deutsch-afrikanischen Graduiertenkollegs, war erstmals in Kinshasa bei der Begutachtung der Stipendiaten dabei. Auch er ist Mitglied des Fördervereins, auch er hat eine Patenschaft übernommen.

Die gemeinsame wissenschaftliche Forschung von Rethwilm und Bringmann entwickelt sich ebenfalls weiter. Virologe Rethwilm arbeitet auf dem Gebiet HIV und Aids, Naturstoffchemiker Bringmann forscht zusammen mit Mudogo über neue Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten und ist Sprecher des gleichnamigen Würzburger Sonderforschungsbereiches. Auf diesen Forschungsgebieten sollen bald die ersten kongolesischen Stipendiaten tätig sein, die hier in Würzburg ihre Masterarbeiten anfertigen.


Über das Stipendien-Programm BEBUC

Das Stipendien-Programm BEBUC hilft herausragenden jungen Kongolesen, ihr Studium zügig und mit Tiefgang zu absolvieren. Ihre Masterstudien sollen die Stipendiaten nach Möglichkeit an einer anderen exzellenten afrikanischen Universität durchführen oder gemeinsam mit einer europäischen Universität. Im Anschluss sollen sie im Ausland promovieren und dann als Nachwuchswissenschaftler nach Kinshasa zurückkehren.

Die Rückkehr in den Kongo ist besonders wichtig, weil die kongolesischen Universitäten in den vergangenen Jahrzehnten schwer unter Diktatur und Unruhen gelitten haben. Nur wenige Absolventen gehen heute ins Ausland – und kehren meist nicht zurück. Als Folge davon überaltert die Professorenschaft, die Qualität der Lehre nimmt ab. Diesen Teufelskreis soll das Stipendiensystem durchbrechen helfen.


Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T (0931) 31-85323

bringman@chemie.uni-wuerzburg

www.foerderverein-uni-kinshasa.de

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