Partner aus Kinshasa zu Gast
09.12.2010Die Uni-Partnerschaft zwischen Würzburg und Kinshasa (Kongo) trägt weitere Früchte: Die ersten kongolesischen Studierenden, die mit Exzellenz-Stipendien gefördert werden, haben ihre Bachelor-Abschlüsse gemacht – und dabei sehr gut abgeschnitten. Das und mehr berichteten zwei hochrangige Vertreter aus Kinshasa bei einem Besuch in Würzburg.
Das Stipendien-Programm BEBUC für herausragende Studierende in Kinshasa ist Teil der Uni-Partnerschaft mit Würzburg. Es hilft den jungen Afrikanern, ihr Studium zügig und mit Tiefgang zu absolvieren. Im Anschluss sollen sie im Ausland weiter studieren, promovieren und dann als Nachwuchswissenschaftler nach Kinshasa zurückkehren.
Die Rückkehr in den Kongo ist besonders wichtig, denn ein Problem der Uni Kinshasa besteht darin, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten schwer unter Diktatur und Unruhen gelitten hat. Heute gehen nur noch sehr wenige Absolventen ins Ausland – und kehren dann meist nicht zurück. Als Folge davon überaltert die Professorenschaft, die Qualität der Lehre nimmt ab. Diesen Teufelskreis soll das Stipendiensystem durchbrechen helfen.
Stipendiaten mit exzellenten Studienleistungen
Derzeit gibt es an der Uni Kinshasa 22 BEBUC-Stipendiaten. Sie bekommen interdisziplinäre Seminare und werden von Tutoren betreut. Die Förderung stammt aus privaten Patenschaften und von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung. Sie hat dazu geführt, dass sie zum Teil herausragende Studienleistungen bringen. Vier Stipendiaten haben jetzt erstmals den Bachelor abgeschlossen – „mit exzellenten Ergebnissen, meist mit Auszeichnung“, so der Würzburger Chemie-Professor Gerhard Bringmann, Mitinitiator des privat finanzierten Stipendien-Programms und der Uni-Partnerschaft.
Die Studentin Tania Bishola Tshitenge zum Beispiel hat mit 80 Prozent der möglichen Punkte das mit Abstand beste Ergebnis ihres Jahrgangs in der Biologie erzielt. Der Stipendiat Dieudonné Tshitenge Tshitenge erreichte mit 70 Prozent in der Pharmazie ebenfalls das beste Resultat in seinem Fach. Und Hervé Lekuya Monka, derzeitiger Sprecher der Stipendiaten, hat das beste Ergebnis von weit über 600 Medizinstudierenden in seinem Jahrgang erzielt.
Förderverein schmiedet neue Pläne
Zum Stipendien-Projekt gibt es einen Förderverein, dessen Vorsitzender Gerhard Bringmann ist. Dem Vorstand gehören auch die kongolesischen Professoren Virima Mudogo und Josaphat Ndelo an, die jetzt zu Besuch in Würzburg waren.
Aus diesem Anlass schmiedete der Verein neue Pläne: Wo und mit welcher Förderung könnten die exzellenten Bachelor-Absolventen nun ihre Masterarbeit angehen? Vorzugsweise sollte das an einer exzellenten afrikanischen Universität geschehen, damit die Stipendiaten lernen, mit zum Teil bescheidenen Mitteln „afrikanische Lösungen“ für wissenschaftliche Probleme zu erarbeiten. Zudem soll dadurch ihre afrikanische Identität gestärkt werden – damit sie nach einer Doktorarbeit in Europa oder den USA wieder in den Kongo zurückkehren.
Über Josaphat Ndelo
Der Kooperationsvertrag zwischen den Universitäten Kinshasa und Würzburg hat seine Wurzeln im Jahr 2003. Die Vereinbarung unterzeichnete auf kongolesischer Seite Josaphat Ndelo, der damals Präsident der Uni Kinshasa war und nun seinen ersten Besuch in Würzburg absolvierte. Eingeladen war der Toxikologie-Professor vom hiesigen Sonderforschungsbereich 630 „Neue Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten“.
Über Virima Mudogo
Ndelos Begleiter Virima Mudogo war zur Internationalen Gender-Woche des Alumni-Büros eingeladen. Mudogo hat in den 1980er-Jahren in der Würzburger Chemie seine Doktorarbeit angefertigt. Seitdem kooperiert er nicht nur wissenschaftlich mit Gerhard Bringmann: Die beiden Naturstoffchemiker haben auch die Partnerschaft zwischen Kinshasa und Würzburg initiiert und realisiert.
Besuch bei Universitätspräsident Alfred Forchel
Die afrikanisch-deutsche Kooperation hat bisher zu mehreren gemeinsamen Publikationen und sogar zum ersten deutsch-kongolesischen Patent geführt. Über diese und weitere Neuigkeiten aus der Partnerschaft informierten die Professoren bei ihrem Besuch auch Würzburgs Universitätspräsident Alfred Forchel. Die Afrikaner dankten ihm für die stete Unterstützung des Kooperationsprogramms und luden ihn im Namen der Universität Kinshasa zu einem Besuch in den Kongo ein.
Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T: (0931) 31-85323
E-Mail: bringman@chemie.uni-wuerzburg.de